140 Jahre Deutsch-Französischer Krieg

5 Lebacher arbeiteten für die Kriegsgräberpflege des Volksbundes in Gravelotte

Gravelotte liegt etwa 15 km westlich von Metz. In dem kleinen, malerischen Bauern-Dörfchen, das etwa so groß wie Niedersaubach ist, befindet sich ein Ossarium (Gebeinhaus), in dem viele tausend deutsche und französische Soldaten vor allem in einem Massengrab beerdigt sind.

Hier ist die Kartenansicht in maps.google.de (einfach anklicken)!

Es gibt auch noch einen dem Gebeinhaus vorgelagerten Friedhof, auf dem sich nur scheinbar Einzelgräber befinden. In Wahrheit sollen sie in den Folgejahren des Deutsch-Französischen Krieges auch zu Massengräbern geworden sein. Die Soldaten fielen, nachdem Frankreich Preußen –  und damit dem Deutschen Bund – am 19. Juli 1870, also vor 140 Jahren, den Krieg erklärt hatte, in den 3 Schlachten um Metz am 14., am 16. und am 18. August 1870 (die Schlacht bei Spichern war schon am 6. August geschlagen worden, und die Schlacht bei Sedan würde noch mit der Kapitulation des französischen Kaisers am 2. September 1870 folgen).

Das Ossarium in Gravelotte, Foto: Lothar Schmidt
Das Ossarium in Gravelotte, Foto: Lothar Schmidt

In diesen 3 Metzer Schlachten fielen ca. 20.000 deutsche Soldaten, und auch die französischen Verluste (ca. 10.000 Gefallene) waren furchtbar.

Carl Röchling (*1855 in Saarbrücken, + 1920 in Berlin), Der Tod des Majors von Halden am 18. August 1870 in Gravelotte; Foto: gemeinfrei laut Wikipedia

5 Lebacher hatten sich schon im letzten Jahr dem Volksbund des Saarlandes angeboten,  ehrenamtlich für die deutsche Kriegsgräberpflege im grenznahen Frankreich zu arbeiten. Joachim Gross, Bernhard Huwer, Alfred Scherer, Lothar Schmidt und Klaus Wenske hatten sich vorgenommen, einmal im Jahr dem Volksbund einige Tage für die Kriegsgräberpflege zur Verfügung zu stehen – aus Dankbarkeit dafür, dass Europa nach den Tragödien der großen Kriege des 19. und 20. Jahrhunderts einen wundervollen Frieden garantiert. Dafür steht auch das Motto des Volksbundes: Versöhnung über den Gräbern.

Aus Anlass des 140sten Jahrestages der Schlacht bei Gravelotte am 18. August 2010 vermittelte unser saarländischer Volksbund den 5 Lebachern im Juli dieses Jahres einen Arbeitseinsatz im gleichnamigen Ossarium (Gebeinhaus). Das Ergebnis lässt sich sehen (hier einfach anklicken).

Eine stattliche romanische Wandelhalle (etwa 15 m mal 15 m im Quadrat) umschließt wie in einem Kloster einen Innenhof, in dem Tausende von deutschen und französischen Gefallenen beerdigt worden waren. Das Problem in jenen heißen Tagen im August 1870 um Metz war, dass man die Leichen nur notdürftig auf den knochentrockenen Feldern – nicht tief genug – beerdigen konnte. Schon bald waren viele Leichen durch den Herbstregen frei gespült worden, sodass man sich wegen des bestialischen Gestanks auf den ehemaligen Schlachtfeldern entschloss, die sterblichen Überreste wenigstens teilweise in dem besagten Massengrab in der notwendigen Tiefe zu bestatten. Wie viele deutsche und französische Tote tatsächlich hier zusammen beerdigt worden sind, weiß niemand.

Der Frankreich-Beauftragte des Volksbundes, der seinen Sitz in Metz hat, Eckhart Holtz (ganz links) besucht die Lebacher (v.l.n.r.): Alfred Scherer, Bernhard Huwer, Lothar Schmidt, Joachim Gross und Klaus Wenske.
Der Frankreich-Beauftragte des Volksbundes, der seinen Sitz in Metz hat, Eckhart Holtz (ganz links) besucht die Lebacher (v.l.n.r.): Alfred Scherer, Bernhard Huwer, Lothar Schmidt, Joachim Gross und Klaus Wenske; Foto: Lothar Schmidt

In den von Säulen eingefassten Nischen der Wandelhalle befanden sich Erinnerungstafeln aus Marmor, die an die Gefallenen der beteiligten preußischen bzw. deutschen Armeen erinnerten. Dem Eingang des Ossariums gegenüber stand ein Engel, der eine Pergamentrolle bewachte, auf der alle ca. 40.000 Namen der deutschen Soldaten standen, die während des Deutsch-Französischen Krieges gefallen waren. Weil nun leider in den Folgejahren das deutsch-französische Verhältnis nicht immer so gut war wie in unseren Tagen, sind die Marmortafeln zum Großteil zerschlagen, der Engel zerstört und die Pergamentrolle beseitigt worden.

Jacques Wagner (Metz), der Liegenschaftsbeauftragte für die über 200 deutschen Soldatenfriedhöfe in Frankreich, hat uns in einem Papier kurz die Geschichte des Ossariums in Gravelotte wiedergegeben (hier einfach anklicken).

Der Volksbund hat viel Geld in die Hand genommen, um die zerstörten Gedenktafeln wiederherzustellen. Die Aufgabe der Lebacher Helfer war es nun, die neu gelieferten Tafeln und die wenigen alten, welche den Vandalismus überlebt hatten, entsprechend der überlieferten Ordnung in den Nischen zu gruppieren und an den ursprünglichen Stellen wieder aufzuhängen. Und das war schon viel Arbeit. Die ca. 150 Tafeln haben nun wieder ihren angestammten Platz gefunden.

Uns Saarländern empfiehlt es sich, die rechte hintere Ecke anzuschauen, in der an die Gefallenen der Rheinischen Regimenter erinnert wird. In diesen in Saarbrücken, Trier, Koblenz oder Köln stationierten Einheiten hatten nämlich in der Regel unsere Vorfahren gedient. Leider ist es uns bisher nicht gelungen herauszufinden, ob sich unter den Gravelotter Toten auch Soldaten aus Lebach befinden. Diese müsste man im Metzer Militärarchiv suchen, wo sich eine Kopie der Gravelotter Pergamentrolle befindet.

Lothar Schmidt

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