Eidenborner Kirche

Monika Kühn (SZ-Redaktion Lebach) hat – nach Rücksprache mit der Autorin Traudl Brenner – erlaubt, den am 26./ 27. Januar 2013 erschienenen Artikel über die Eidenborner Kirche in SZ-Extra „Momente“ hier zu veröffentlichen. Dafür bedanken wir uns ganz herzlich.

L. Sch.

Der Namensgeber wurde erdolcht

St. Petrus von Mailand: Lombardische Kaufleute brachten die Statue nach Eidenborn

Günter Prediger kommt aus der Sakristei, in der Hand einen Dolch. Und den stößt er in Peters Schulter – sind wir hier Zeugen eines Mordversuchs geworden? Im zu Lebach gehörenden Örtchen Eidenborn, mitten im Saarland also?

Von SZ-Mitarbeiterin Traudl Brenner

Eidenborn. Nein, der Ortsvorsteher von Eidenborn hat dem Patron seiner Kirche nur kurzfristig sein Wahrzeichen zurückgegeben, damit wir ihn „echt“ fotografieren können. Weil nämlich die Kirche „St. Petrus von Mailand“ zur Zeit renoviert wird, sind alle Kunstwerke zu ihrem Schutz verhüllt oder in anderen Räumen in Sicherheit gebracht – auch die Statue ihres Namensgebers, der im 13. Jahrhundert per Dolchstoß ums Leben gekommen ist. Wenn die vielen Schäden behoben sein werden, die der Bergbau der Kirche zugefügt hat, kehrt auch der Dolch auf Dauer ans Schlüsselbein des Kirchenpatrons zurück.

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Außenansichten der Eidenborner Kirche, fotografiert von Manfred Mai (Hahn) im November 2013; Copyright: Manfred Mai

Der Ortsvorsteher und Küsterin Antonia Schmitt führen nun durch ihre für einen gerade mal 660 Seelen zählenden Ort stattlich große, einschiffige Kirche mit den zum Teil weiß verputzten Sandsteinwänden. Auffallend sind die zahlreichen schönen Glasfenster von Ferdinand Selgrad aus Spiesen-Elversberg, sowohl in der Eingangsfront wie auch in der linken Längswand des Kirchenschiffs, wo in zwölf Einzelbildern die Apostel dargestellt werden.

Der Hauptaltar besteht aus grünlich schimmerndem Marmor. Darüber hängt ein gleichschenkeliges schmiedeeisernes Kreuz. Über dem linken Seitenaltar ist zudem eine große Madonna aus hellem Holz zu sehen. Die rechte Längswand der Kirche ist fensterlos, hat aber auch ihren Schmuck: Einen aus Granit gestalteten Kreuzweg.

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Innenansichten der Eidenborner Kirche, fotografiert im November 2013 von Richard Wagner; Copyright: Richard Wagner

Und vorm rechten Seitenaltar also steht Petrus, der schon erwähnte Namensgeber der Kirche. Die Statue trägt ein Mönchsgewand. Petrus von Mailand war ein Dominikanerpater, er wurde 1252 per Dolch umgebracht – und das Mordinstrument ist sein Erkennungszeichen geworden.

Auch schon der Vorgängerbau dieser Kirche, ein Kapellchen, war diesem Heiligen und der Gottesmutter geweiht. Es stand seit 1866 an gleicher Stelle. Wie es ausgesehen hat, zeigt ein detailliertes Modell in der Kirche.

 

1964 war die Kirchenweihe

 

Mitte des 20. Jahrhunderts, als die Gemeinde wuchs, musste die Kapelle Platz machen für den neuen Kirchenbau. Das war die Zeit, als der Bergbau blühte, Menschen zuzogen – das Kapellchen war zu klein. 1960 wurde ein Kirchenbauverein gegründet und die Eidenborner haben mit Bazaren und Sammlungen selbst 140 000 Mark für ihr neues Gotteshaus zusammengetragen. Architekt Toni Laub aus Saarwellingen übernahm die Planung, 1962 war Spatenstich, 1963 die Grundsteinlegung und 1964 konnte die Kirche geweiht werden. Da hatte sie sogar schon Glocken. Und es blieb bei den Patronen: Gottesmutter und Petrus von Mailand.

Es waren lombardische Kaufleute, die die Statue einst ins Saarland gebracht haben: Nahe Eidenborn, auf dem Hoxberg, haben sie die erste Kapelle für ihren Schutzheiligen errichtet. Heute erinnert nur noch ein schmiedeeisernes Kreuz an den Standort des ehemaligen Wallfahrtsortes. Und Petrus ist in die damals neue Kirche umgezogen.

Wir gehen nun auch mal um die Kirche herum, und da zeigt sich deutlich: Sie ist ein typisches Kind der 60er Jahre. Der Turm war schon bei der Anfahrt aufgefallen. Aber er ist weder gotisch-spitz noch barock-rundlich, vielmehr an der kühlen Sachlichkeit der Mitte des 20. Jahrhunderts orientiert: Kein geschlossenes Gebilde, sondern eine Konstruktion aus zwei schmalen Wänden, durch die man den Himmel sieht: In der Weihnachtszeit leuchtet darin ein großer Stern von Bethlehem. Die Konstruktion schließt mit dem Glockenstuhl ab. Im Fuß beherbergt der Turm eine Gefallenen-Ehrenstätte. Ein flaches Dach verbindet den Turm mit dem rechteckigen Kirchenbau, der – wie innen so auch außen – teils aus Sandstein, teils weiß verputzt ist. Die schmalen, hohen, farbigen Glasfenster in Front- und Seitenwand prägen auch die Kirche von außen.

Wir gehen noch mal nach drinnen. Prediger und das Küsterehepaar Antonia und Walter Schmitt erzählen über die Geschichte des Orts, vom historischen Restaurant „Humpl“, das neben der Kirche steht – und von all dem in den letzten Jahren in Eidenborn neu erwachten Leben: In der früheren Schule ist ein Kulturzentrum entstanden als Heimat für die örtlichen Vereine, aber auch Jomi, der bekannte saarländische Pantomime, hat dort seine Heimat. „Wir haben hier ein reges kulturelles Leben“, sagt Günter Prediger zufrieden – geht schnell noch mal zum Namenspatron, zieht ihm den Dolch aus der Schulter, bringt ihn wieder in die Sakristei, und verhüllt die Statue erneut. Zu ihrem Schutz. Bis die Kirche fertig renoviert ist.

Auf der Seite „Momente“ stellt die Saarbrücker Zeitung im Wechsel Kirchen im Saarland und Lebenswege Verstorbener vor.

 

Auf einen Blick:

 

Eidenborn, 230 bis 330 Meter hoch gelegen – das nahe Falscheid ist der Mittelpunkt des Saarlandes – erreicht man, wenn man zwischen Lebach und Landsweiler den Berg hochfährt. „St. Petrus von Mailand“ gehört zur Lebacher Pfarrei „Hl. Dreifaltigkeit und St. Marien“. Die Kirche wird, wenn die Renovierung beendet ist, weiterhin genutzt. Gottesdienste finden vorerst – bis 2. Februar 2013 – nicht statt. Die nächste Hl. Messe soll auf jeden Fall im nächsten Monat, am 10. Februar, um 8.30 Uhr sein. In Eidenborn leben 651 Menschen. Der Ort gehört seit der Gebietsreform 1974 zur Stadt Lebach. tb

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