Lebacher Eisenerz machte Geschichte


Der Erzzollkrieg zwischen Blieskastel und Nassau-Saarbrücken (1783 – 1787)

Im späten 18. Jahrhundert, zur Regierungszeit des Grafen Ludwig von Nassau-Saarbrücken, fand in der Saarregion ein regelrechter Wirtschaftskrieg statt. Dabei spielten die Eisenerzvorkommen von Lebach („Lebacher Eier“) eine zentrale Rolle. Das daraus gewonnene Erz war begehrt, da es sehr geschmeidig und deshalb gut zu schmieden war. Der Konflikt gipfelte im sogenannten Erzzollkrieg, der von 1783 bis 1787 dauerte.

Ein wertvoller Rohstoff über viele Jahrhunderte: Toneisenstein aus Rümmelbach, Niedersaubach und Gresaubach, genannt Lebacher Eier; Foto: Karl Weber

Vor dieser Zeit wurden die Lebacher Erze mit Ochsenkarren vom Greinhof bei Gresaubach über Wiesbach in der heutigen Gemeinde Eppelborn zur Verhüttung in die Eisenschmelze nach St. Ingbert transportiert. Die Mittelstadt gehörte damals zur Herrschaft Blieskastel. Dort regierte seit 1775 die Reichsgräfin Marianne von der Leyen, die das Eisenwerk 1778 verstaatlichte. Das wiederum missfiel dem Grafen von Nassau-Saarbrücken, weil dieser Betrieb für ihn eine unliebsame Konkurrenz darstellte. Deshalb führte Graf Ludwig 1783 für den Transport über das nassauische Wiesbach einen Eisenzoll ein. Um die dadurch anfallenden Mehrkosten zu vermeiden, machten die Pferdefuhrwerke mit den Lebacher Erzen einen Umweg über Eiweiler, Hellenhausen, Mangelhausen, Merchweiler, Bildstock und Elversberg. Das dauerte rund sechs Stunden. Dieser Umweg verteuerte die Kosten der „Lebacher Eier“ allerdings deutlich und machte deren Transport unrentabel, sodass er zum Erliegen kam. Das wiederum brachte die St. Ingberter Eisenschmelze in Existenznot.

Marianne von der Leyen war deshalb nicht bereit, sich mit der Entscheidung ihres Saarbrücker „Kollegen“ abzufinden und nutzte geschickt ihre familiären Verbindungen. Marianne war die Tochter des kurmainzischen Geheimrats Franz Heinrich von Dalberg und hatte 1765 den Grafen Franz Karl von der Leyen geheiratet, der jedoch 1775 starb. Ihr Bruder Karl Theodor von Dalberg war Kurfürst und Erzbischof von Mainz. Dadurch war am kaiserlichen Hof in Wien bestens vernetzt und zudem mit Kaiser Joseph II. persönlich befreundet. Durch seine Fürsprache erließ der Kaiser 1786 eine Verfügung, wonach der Saarbrücker Graf die Zollstelle bei Wiesbach schließen musste. Fürst Ludwig legte zwar zunächst Widerspruch ein, aber letztlich musste er sich der kaiserlichen Entscheidung fügen.

Jetzt konnten die Greinhofer Ochsenkarren mit den Lebacher Erzen nach vierjähriger Unterbrechung wieder ihre frühere Strecke befahren, und die St. Ingberter Eisenschmelze entwickelte sich zu einem ebenso wichtigen wie profitablen Unternehmen der Montanwirtschaft in der Saarregion.

Karl Weber