„Katholisch und deutsch“ – Die Saarbrücker Landes-Zeitung im Kontext der Saarpresse von 1920-1945

Vortrag von Andreas Merl am 12.2.2009 um 19.30 im VHS Gebäude der Stadt Lebach, Dillinger Straße, in Zusammenarbeit der VHS Lebach und des Historischen Vereins für die Saargegend e.V.

Historischer Verein für die Saargegend

Das Ende des Ersten Weltkrieges und seine unmittelbaren Folgen gelten als markante Zäsur in der Geschichte des heutigen Saarlandes. Der Friedensvertrag von Versailles hatte nicht nur zum ersten Mal das Industriegebiet an der Saar und die umliegenden agrarisch geprägten Gebiete zu einer politischen Verwaltungseinheit zusammengefasst, sondern gleichzeitig auch territorial und politisch aus dem Deutschen Reich gelöst. In den kommenden fünfzehn Jahren sollte nun eine fünfköpfige internationale Regierungskommission des Völkerbundes das Saargebiet treuhänderisch verwalten. Nach Auslaufen des Mandats erhielten seine Bewohnern die Möglichkeit in einem freien und geheimen Plebiszit  über ihre weitere Zukunft zu entscheiden: Rückgliederung an das Deutsche Reich, Vereinigung mit Frankreich oder Verlängerung des Völkerbundmandates (Status quo). Am Tag der Abstimmung entschieden sich, dem 13. Januar 1935, über 90 % der Stimmberechtigten für eine Rückkehr zum Deutschen Reich und verhalfen somit dem nationalsozialistischen Regime zu seinem ersten großen außenpolitischen Erfolg. Offiziell wurde das Saargebiet am 1. März 1935 mit Deutschland wiedervereinigt.

Begleitet und mitbestimmt wurde diese Entwicklung von der saarländischen Presse. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Zeitung im Zuge von Urbanisierung, Alphabetisierung, technischem Fortschritts auf dem Gebiet der Nachrichtenübermittlung und Drucktechnik sowie der Ausdifferenzierung des Journalistenberufs zum Massen- und Leitmedium. Auch an der Saar galten Zeitungen, selbst nach Aufkommen neuer publizistischer Angebote durch Rundfunk und Kinos, als primäre Informations- und Unterhaltungsquelle und waren unverzichtbarer Bestandteil des täglichen Lebens. Mit seiner besonders hohen Zeitungsdichte, Sperlings Zeitungs- und Zeitschriftenkatalog führt für 1930 insgesamt 31 Hauptausgaben auf, war das Saargebiet in der Völkerbundzeit nahezu vollständig publizistisch abgedeckt.

Zu den größten und einflussreichsten Blättern zählte die Saarbrücker Landes-Zeitung. Am 1. Juni 1920 zum ersten Mal publiziert, avancierte sie in kurzer Zeit nicht nur zum führenden Blatt des katholischen Milieus an der Saar, sondern auch zur zweitauflagenstärksten Zeitung im Saargebiet. Sie richtete sich in erster Linie an das eigene sozialmoralische Milieu und verstand sich als „richtunggebender Mittelpunkt für alle katholischen Belange und Bestrebungen und der Bannerhalter der katholischen Weltanschauung“.

In den Fokus des Vortrages in Lebach im Februar 2009, auf Einladung des Historischen Vereins für die Saargegend, rückt dabei die Entwicklung der Saarbrücker Landes-Zeitung vor dem Hintergrund der politischen und territorialen Sonderentwicklung zwischen 1920 und 1945. Drei Phasen, in denen die Pressearbeit unterschiedlichen politischen, rechtlichen und ökonomischen Rahmenbedingungen unterworfen war, können dabei voneinander abgegrenzt werden: die Zeit des Völkerbundmandates (1920-1932), der Abstimmungskampf (1933-1935) und die NS-Herrschaft (1935-1945).

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