Aschbacher Kirche

Ehre für den dritten Trierer Bischof

Die katholische Kirche St. Maternus in Lebach-Aschbach

St. Maternus – warum ist die Kirche des Lebacher Ortsteils Aschbach wohl ausgerechnet nach diesem wenig bekannten Heiligen benannt? Monika Margheritis, die Küsterin des gerade mal 65 Jahre alten Gotteshauses, weiß es: Eigentlich hätten die Aschbacher ja lieber Maria als Patronin für ihre Kirche gehabt, sind damit aber gegen den ausdrücklichen Wunsch der Bistumsleitung nicht angekommen. Die wollte hier lieber den dritten Trierer Bischof ehren.

Von SZ-Mitarbeiterin Traudl Brenner

Den Abdruck Ihres Beitrages in der Saarbrücker Zeitung vom 8. Februar 2014 – SZ-Extra Momente, S. E1 West – hat uns die Lebacher Lokalredaktion, Monika Kühn, erlaubt. Die Fotos stammen von Leo Willms (Historischer Verein Aschbach); bei ihm liegen hierfür die Urheberrechte.

DSC_9989Aschbach. St. Maternus ist durchaus eine typische Kirche aus den 50er Jahren – aber sie ist eine von den geglückten, sowohl was Architektur wie auch Bausubstanz angeht. Ein schönes, wohlausgewogenes Bauwerk ist das, und wird, da nicht aus Beton, sondern von Einheimischen eigenhändig gemauert, sicherlich noch lange auf ihrem Mühlenberg stehen. Ein wenig erinnert der helle Bau an ganz frühchristliche Kirchen: ein einfaches Langhaus, seitlich ein niedriger, quadratischer Turm. Über der Eingangstür ist ein Fresko, das allerdings nicht, wie man erwarten könnte, den Hl. Maternus darstellt, sondern den Guten Hirten.

Im Innenraum präsentiert sich St. Maternus mit flacher, mit Holz gestalteter Decke. Die Bodenfliesen sind ganz unauffällig, die Wände hell, mit naturbelassenen hölzernen Kreuzwegstationen. Auf der ebenfalls hölzernen Empore thront die Orgel. Der Hochaltar ist schlicht. Es gibt auch eine kleine Marienkapelle.

DSC_4641Aber nun kommen wir zum herausragenden Merkmal dieser Kirche: Bestimmt wird der Raum nämlich von acht leuchtenden, farbkräftigen, schmalen, hohen Glasfenstern mit Szenen aus dem Leben der Mutter Gottes. Und wer sich öfter mal in saarländischen Kirchen umschaut, erkennt sofort die Handschrift des Schöpfers dieser Werke: Ferdinand Selgrad nämlich, der Künstler aus Spiesen, war hier am Werk. Zusammen mit Marianne Klein aus Neunkirchen hat er sie geschaffen und es waren seine Erstlinge, er hat zu dieser Zeit noch in Saarbrücken studiert. Ein Jahr lang haben Selgrad und Klein an den zehn Fenstern gearbeitet. Zwei gibt es noch im Chorraum, allerdings mit anderen Motiven und farblich zurückhaltender komponiert.

Über dem ganz schlichten Altar, der keinen Aufsatz hat, ist auch noch ein großes Fresko, ebenfalls aus der Hand Selgrads, der in den folgenden Jahren das halbe Saarland mit Kirchenfenstern ausgestattet hat.

Notkirche in einem Stall

Die Geschichte der Entstehung von St. Maternus, aufgearbeitet in den Aschbacher Heimatheften des Historischen Vereins des Ortes, muss nun unbedingt in Kurzform erzählt werden. Sie verrät viel darüber, was Menschen auch bei ungünstigsten Ausgangslagen erreichen können, wenn sie an einem Strang ziehen und sich nicht unterkriegen lassen: Aschbach war immer ein Arbeiterdorf, in dem die Familien nebenher noch kleine Landwirtschaften betrieben. Der Ort gehörte zu Thalexweiler und hatte keine eigene Kirche. Erste Bemühungen der Aschbacher, eine eigene Kirche zu bauen, gab es schon im frühen 20. Jahrhundert, da wurde schon ein Kirchenbauverein gegründet, wohl ohne das Bistum lange zu fragen. 1930 gab’s dann einen erneuten Versuch, der am Streit mit Architekten scheiterte und auch, weil 1931 die Regierungskommission für das Saarland die bereits erteilte Genehmigung für den Kirchenbau wieder zurückzog.

DSC_4658Nach dem Zweiten Weltkrieg nahmen die dickköpfigen Aschbacher den Kampf für ihre eigene Kirche sofort wieder auf. Viele Hindernisse stellten sich ihnen in den Weg. Zunächst wurde aber mal eine Notkirche eingerichtet, in einem Stall. Das Architektenbüro Gombert aus Saarbrücken arbeitete dann, zusammen mit Baurat Hoferer aus Völklingen, einen neuen Plan aus. Trier hat sich lange gegen das Vorhaben gesperrt. Als endlich die Genehmigung kam, da hatten die Aschbacher längst mit dem Bau begonnen. Das war 1950. Die Fundamente wurden von freiwilligen Helfern ausgehoben, die Steine im nahen Steinbruch selbst gebrochen und bearbeitet, der Bausand selbst gemahlen. Fast alles, sogar das Eindecken des Daches, wurde von Freiwilligen geleistet. Vier Monate nach der Grundsteinlegung war Richtfest, am 16. September 1951 Einweihung.

Einen Tag vorher war von der Landesregierung die Mitteilung gekommen, dass sie, entgegen vorherigen festen Zusagen, keinen Zuschuss zum Kirchbau gewähren könne. Aber die Aschbacher haben auch das verkraftet, immer unterstützt von ihrem Pfarrer Götzinger. Der war zuvor Kaplan in Thalexweiler, hat aber schon damals mit ihnen für ihre Kirche gekämpft. Götzinger liegt auch in „seiner“ Kirche begraben.

Auf der Seite „Momente“ stellt die Saarbrücker Zeitung im Wechsel Kirchen im Saarland und Lebenswege Verstorbener vor.

Auf einen Blick

In Aschbach mit seinen 1700 Einwohnern – davon 1354 Katholiken – ist das Gemeindeleben noch rege. An Ehrenamtlichen fehlt es nicht. Es gibt zum Beispiel 55 Messdiener. In jedem Jahr findet eine Wendelinus-Wallfahrt nach St. Wendel statt. Pfarrer ist Hermann Zangerle. Die Pfarreiengemeinchaft Lebach umfasst die Pfarreien Lebach, Landsweiler, Steinbach, Thalexweiler und Aschbach. Gottesdienste sind jeden Sonntag um 9.45 Uhr. Ab 1. April ändert sich das, dann ist immer samstags um 19 Uhr Heilige Messe. Von Montag bis Freitag ist jeden Abend um 18 Uhr Rosenkranzgebet und jeden 1. Freitag im Monat um 18 Uhr Eucharistische Anbetung. Zudem findet jeden 2. Dienstag, abwechselnd mit Thalexweiler, um 18.30 Uhr eine Werktagsmesse statt. tb

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