Besuche auf über 30 deutschen Soldatenfriedhöfen zwischen 1926 und 1933

Wir hatten schon einmal berichtet, dass die Veteranen des 1. Weltkrieges: Nikolaus Kallenborn, Georg Warken und Johann Klein die Errichtung eines Kriegerdenkmals für die Gefallenen des 1. Weltkrieges durchsetzten – gegen große Widerstände der Zivilgemeinde und der katholischen Kirchengemeinde. Die drei Veteranen, die auch Funktionäre des Lebacher Turnvereins waren, konnten in einem gigantischen Kraftakt ihr Mahnmal errichten und am 4. September 1927 durch den evangelischen Pfarrer Debold einweihen lassen. Der katholische Pfarrer Dahmen blieb der Einweihungsfeier demonstrativ fern.

Baustelle "Trunerdenkmal" in Böhmen, Einweihung am 04.09.1927, Fotoarchiv: Lilo Schmitt
Baustelle „Trunerdenkmal“ in Böhmen, Einweihung am 04.09.1927, Fotoarchiv: Lilo Schmitt

Die drei Freunde kämpften aber nicht nur für die Errichtung eines Kriegerdenkmals in Erinnerung an die gefallenen Lebacher Kameraden, sondern sie führten auch seit 1926 (in der Regel über Ostern) Fahrten auf die deutschen Soldatenfriedhöfe in Lothringen und in Flandern durch. 1933 fuhren sie sogar bis Antwerpen und Paris, was damals – beim Überqueren von 4 Landesgrenzen (Saargebiet – Deutschland – Luxemburg – Belgien – Frankreich) eine regelrechte Abenteurreise war.

Stattliche Kriegerdenkmalanlage in Böhmen; Fotoarchiv: Lilo Schmitt
Stattliche Kriegerdenkmalanlage in Böhmen; Fotoarchiv: Lilo Schmitt

Sowohl die Fahrt von 1930 über Ostern als auch die Fahrt von 1933  im Spätsommer hat Alois Grohs (* 1909/ + 1991) in Reiseberichten dokumentiert. Er zeigt sich darin, obwohl er selber nicht an den Kampfhandlungen an der Westfront teilgenommen hatte, sehr kenntnisreich in den kriegsgeschichtlichen Abläufen. Die Worte des Jahres 1933 sind natürlich auch schon sehr geprägt durch die politischen Veränderungen, die sich jenseits der Saargebietsgrenze in Deutschland ereignet hatten. Aber ich bitte, die Texte eben aus den Umständen der Zeit heraus zu rezipieren.
Alois Grohs erinnert sich, das zwischen 1926 und 1933 etwa 30 Soldatenfriedhöfe auf oft abenteuerliche Weise besucht wurden; dabei nahmen etwa 200 Lebacher und benachbarte Dörfler an diesen Erkundungsfahrten teil. Interessant ist es zu hören, dass man während der Fahrten die Daheimgebliebenen immer mittels Brieftauben über den Fortgang der Reisen auf dem Laufenden hielt.

Laut seiner Tochter Edith Spaniol ist er besonders motiviert gewesen durch das Kriegsopfer seines Bruders Johann Grohs, der als 18-jähriger Kriegsfreiwilliger in der 2. Flandernschlacht (der sogenannten Studentenschlacht) fiel.

Edith Spaniol hat uns diese Reiseberichte von 1930 und von 1933 überlassen, wobei sie verwundert war, dass auch das Jahr 1930 auftaucht. Sie meinte, sich zu erinnern, dass ihr Vater bei diesen jährlich stattfindenden Besuchen auf den deutschen Soldatenfriedhöfen nur einmal, eben 1933, dabei gewesen sei. Ob es nach 1933 noch weitere Besuche in Lothringen und Flandern gegeben hatte, wusste sie nicht.

Hier die einzelnen Reiseberichte (zum Öffnen bitte anklicken):

Ostern 1930, Nr. 1

Ostern 1930, Nr. 2

Ostern 1930, Nr. 3

August 1933

In seinen Unterlagen befand sich auch die beigefügte Volksbund-Broschüre zu deutschen Soldatenfriedhöfen in ganz Europa. Sie stammt wohl aus der Zeit nach der Rückgliederung des Saargebietes in das deutsche Reich.

Volksbund

Lothar Schmidt

P.S.:

Manfred Mai (Hahn) hat dieser Tage das von Walter Lesch (Thalexweiler) mit Unterstützung des Lebacher Bauhofs restaurierte Turnerdenkmal fotografiert und uns die Bilder zur Veröffentlichung überlassen. Seine Urheberrechte bleiben davon unberührt.

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Und hier seine Bilder zur feierlichen Wiedereinweihung des Turnerdenkmals nach der Restaurierung durch Walter Lesch am Samstag, 16. November d.J., durch die Stadt Lebach (vertreten durch ihren Bürgermeister Klauspeter Brill) und den Turnverein Lebach (vertreten durch seinen Vorsitzenden Klaus Reichert).

Für die Nachwelt sei festgehalten, dass vor wenigen Wochen die 1927 gepflanzte Kastanie wegen Astbruchgefahr gefällt werden musste. Jetzt steht da nur noch ihr Zwilling, die 1927 gleichzeitig gepflanzte Linde. Diese Linde ist nicht die in den Lebacher Erzählungen überlieferte Tanzlinde, in deren mächtiger Krone 2 Tanzböden übereinander eingelassen waren. Sie wurde bereits nach einem schweren Blitzeinschlag 1920 gefällt.

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Unser Vorsitzender, Richard Wagner, hat ebenfalls Bilder von der Wiedereinweihung des Turnerdenkmals am 16.11.2013 sowie von der sich anschließenden Feierstunde in Thalexweiler zur Verleihung der Ehrenmedaille für besondere Verdienste für Walter Lesch, der unentgeltlich schon sehr viele erhaltenswerte Denkmäler in der ganzen Stadt Lebach restauriert hat.

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Ebenso hat Richard Wagner Walter Lesch bei der Arbeit beobachtet (s. hierzu die ersten 4 Bilder der Galerie).

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