Das Kriegerdenkmal und die alte Dinglinde

Lilo Schmitt, die Witwe des im Jahr 2000 verstorbenen Lebacher Heimatforschers Ernst Schmitt, hat uns ein Papier zur Veröffentlichung aus dem Nachlass ihres Mannes übergeben. Es handelt sich um ein Papier, das leider nicht unterzeichnet und auch nicht datiert ist. Man darf vermuten, dass es von Ernst Schmitt geschrieben worden ist, um an die Geschichte des Kriegerdenkmals und der alten Dinglinde ausgangs Böhmen Richtung Schloss La Motte zu erinnern.

In diesem Papier wird berichtet, dass am Fuß des „Klöcknerberges“ eine alte Dinglinde (Ding oder Thing, germanisch für: Gerichtsversammlung) stand, die urkundlich erstmals bereits 1550 erwähnt worden war. Diese Linde war ursprünglich der Tagungsort des Lebacher Hochgerichtes, bevor man diesen „Amtssitz“ in die Ortsmitte vor das „Lindenschneidershaus“ (später: Hotel Klein) verlegte.

Dinglinde 1925, vom Blitzschlag schwer gezeichnet, Fotoarchiv: Lilo Schmitt
Dinglinde 1925, vom Blitzschlag schwer gezeichnet, Fotoarchiv: Lilo Schmitt

Als 1910 die Gemeinde Lebach beabsichtigte, diese altehrwürdige Linde zu fällen, weil ihr Schatten die landwirtschaftlichen Erträge der benachbarten Äcker beeinträchtige, musste der oberste Denkmalpfleger der preußischen Rheinprovinz aus Bonn einschreiten und der Gemeinde Lebach den geplanten Baumfrevel ausdrücklich untersagen. Baumschutz war wohl schon vor 100 Jahren in Lebach ein Problem.

Mächtige Dinglinde im Jahr 1922, Fotoarchiv: Egon Gross
Mächtige Dinglinde im Jahr 1922, Fotoarchiv: Egon Gross

 

Fotorückseite: Zur Erinnerung an den 1. Mai 1922, alte Linde, 772 Jahre alt, Fotoarchiv: Egon Gross
Fotorückseite: Zur Erinnerung an den 1. Mai 1922, alte Linde, 772 Jahre alt, Fotoarchiv: Egon Gross

Leider wurde die über 400 Jahre alte Linde 1920 so schwer vom Blitz getroffen, dass nur noch eine „Baumruine“ stehen blieb (Anmerkung: Auf der Fotorückseite des Bildes vom 1. Mai 1922 wird vermerkt: „772 Jahre alt“).

Die Veteranen des 1. Weltkrieges versuchten Anfang der 1920er Jahre vergeblich, die Gemeinde Lebach zu bewegen, für die gefallenen Kameraden ein Mahnmal zu errichten. An die Spitze der Bewegung setzte sich der Turnverein Lebach, aus dessen Reihen 17 Kameraden nicht aus dem fürchterlichen Krieg zurückgekehrt waren. Nikolaus Kallenborn, Georg Warken und Johann Klein trieben das Projekt voran und ließen nicht locker.

Die Veteranen des Turnvereins 1927 bei der mühsamen Arbeit am Kriegerdenkmal, in der Mitte: Georg Warken (Böhmer Schorsch), Fotoarchiv: Lilo Schmitt
Die Veteranen des Turnvereins 1927 bei der mühsamen Arbeit am Kriegerdenkmal, in der Mitte: Georg Warken (Böhmer Schorsch), Fotoarchiv: Lilo Schmitt

Dabei hatten sie wohl nicht nur damit zu kämpfen, dass unsere Zivilgemeinde ihnen die kalte Schulter zeigte. Vor allem die katholische Kirche, an der Spitze unser damaliger Dechant, hatte, wie der Autor berichtet, aus heute schwer nachvollziehbaren Gründen eine große Abneigung gegen den Turnverein Lebach (ich möchte vermuten, dass damals die Philosophie der Körperkultur dem in jenen Jahren stockkonservativ  ausgerichteten Katholizismus gegen den Strich ging). Und nicht zuletzt während der mühsamen Bauphase, nachdem man endlich dort, wo die Dinglinde stand (die wegen der Blitz-Beschädigung nicht mehr zu retten war), von der Zivilgemeinde einen Bauplatz zugewiesen bekam, musste man noch mit Vandalismus kämpfen; es war notwendig geworden, die Baustelle (Spatenstich: Februar 1927) ab Himmelfahrt nachts zu bewachen, weil der erste Plateau-Guss nachts durch Vandalen zerstört worden war. Bezeichnend ist, dass die Einweihung des Denkmals vom ehemaligen evangelischen Pfarrer Debold (1922 – 1923) am 4. September 1927 vorgenommen wurde; der katholische Geistliche blieb der Zeremonie demonstrativ fern.

Das Papier „Kriegerdenkmal 1914 – 1918“ ist hier zum Download bereit gestellt.

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Einweihung des Turnerdenkmals am 4. September 1927, Fotoarchiv: Albert Wagner

Wir hatten schon einmal über das „Turnerdenkmal“ berichtet und die Erinnerungen von Felix Britz an die Errichtung des Mahnmals hier niedergelegt.

Lothar Schmidt

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