Kreuzigungsgruppe von Ernst Brauner dominiert den Innenraum
Von SZ-Mitarbeiterin Traudl Brenner
Die Katholiken von Landsweiler haben als Beschützer ihrer Kirche den Heiligen Donatus auserkoren. 1953 wurde das Gotteshaus eingeweiht. Zuvor dienten zwei Notkirchen als Orte des Gebetes und der Eucharistiefeier.
Lebach-Landsweiler. Wie auch in anderen Gegenden im Land an der Saar hat der aufblühende Bergbau in den vergangenen Jahrhunderten Landsweiler eine wahre Bevölkerungsexplosion beschert. Und die Bergleute waren noch fromm.
Die Folge: Dringender Kirchenbedarf. Zunächst sind Notkirchen entstanden – in Landsweiler wurde 1833 an das gerade erbaute erste Schulhaus ein Erweiterungsbau in Form eines Chors angefügt und die provisorische Kirche war fertig. Neunzig Jahre später, die Platznot war wieder groß, entstand eine weitere Notkirche. Erst nach 1950 konnte die „richtige“ Kirche gebaut werden, die wir heute hier vorstellen.
Die Katholiken von Landsweiler haben als Beschützer ihrer 1953 eingeweihten Kirche den Heiligen Donatus auserkoren, der für den Schutz vor Blitzschlag zuständig ist. Seine Statue in der Kirche – in Legionärsuniform, denn er war römischer Soldat – ist auch mit einem zackigen Blitzstrahl ausgestattet. Und in der Tat: Bisher hat Donatus gute Arbeit geleistet, richtig gebrannt hat’s in „seiner“ Landsweiler Kirche noch nie. Schade, dass nicht auch der Wasserschutz zu seinen Aufgaben gehört: Dann käme vielleicht nicht immer mal wieder Regen durchs Kirchendach, trotz der vor gerade mal sechs Jahren erfolgten Renovierung.
Die Kirche von Landsweiler, erbaut vom Saarwellinger Architekten Toni Laub, ist ein typisches Kind der 50er Jahre des letzten Jahrhunderts – ein schlichter, sachlicher Bau, steil am Hangenberg gelegen, der stumpfe Turm schaut über die Häuser. Dieser Turm, erst 1961 beigefügt, ist ein Campanile mit unverputztem Mauerwerk und steht etwas oberhalb der Kirche.
Die Kirchenmauern sind weiß verputzt. Ein gläserner Vorbau am Eingang bietet Windschutz.
Kirchengemeinderatsmitglied Klaus Feld geht mit uns in die Kirche, Ingrid Weber, die Küsterin, macht die Lichter an. Seitenschiffe hat der flach gedeckte Kirchenraum nicht. Die schmalen, hohen farbigen Fenster sind nach Entwürfen des Trierer Kunstmalers Walter Bettendorf entstanden – aber erst 1966: Sie ersetzen Vorgängerfenster, die wohl den farbigen Glaseinsätzen in den Eingangstüren ähnelten. Warum der Austausch damals stattgefunden hat, weiß heute keiner mehr so recht. Man muss aber sagen: Die heutigen Fenster mit ihren biblischen Szenen in lebhaften Tönen tun dem eher nüchternen Kirchenschiff gut.
Dominiert wird die Kirche von der gewaltig großen hölzernen Kreuzigungsgruppe im Chor. Die stammt, ebenso wie die Steinmetzarbeiten an Altar, Ambo und Weihwasserbecken, von dem katholischen, im Sudetenland geborenen Holzschnitzer Ernst Brauner, den es 1950 nach Landsweiler verschlagen hat. Er arbeitete als selbstständiger Bildhauer. Brauners Kreuzigungsgruppe ist eine Kostbarkeit – und sie hat einen prominenten Stifter: Johannes Hoffmann, 1890 in Landsweiler-Reden geboren – und von 1947 bis 1955 Ministerpräsident des Saarlandes. Er hatte die Gruppe im Vorfeld der Saarabstimmung gestiftet. Und zwei weitere Besonderheiten im Altarraum sind noch vorzustellen: Zum Einen das runde Fenster hoch oben über dem Altar, eine farbige Glasarbeit vom Feinsten, entworfen und ausgeführt vom Elsässer Glasmaler Tristan Ruhlmann aus Hagenau, der Kirchenfenster in der ganzen Welt gestaltet hat, zum Anderen der auffällige Tabernakel mit seiner rührenden Geschichte: Wie schon erwähnt, steht der Turm etwas oberhalb der Kirche. Ursprünglich war er aber unterhalb vorgesehen, doch das machte einer betagten Anwohnerin große Ängste. Sie fürchtete wohl, ihr Haus könne beim Bau tangiert werden. Und so bat sie dringend, den Turm an anderer Stelle zu errichten. Als dies tatsächlich geschah, spendierte sie aus Dankbarkeit den Tabernakel.
Und noch ein kleiner Rundgang durch St. Donatus: An der rechten Längswand gibt es vier Heiligenfiguren, an der linken einen schönen Kreuzweg. Das Taufbecken steht in der Nähe des Altars. Und auf der Empore ist die 1960 eingebaute Orgel aus der Orgelwerkstatt Seifert in Bergisch Gladbach, und gleich neben dem Eingang liegt der Erbauer der Kirche begraben: Johann Adolf Hoffmann, Pastor in Landsweiler von 1930 bis 1958.
Unter der Kirche ist der Pfarrsaal. Und rund um den Bau erstreckt sich eine einfache Grünanlage mit einer gemauerten Grotte. Aha, denkt man, Lourdes! Stimmt aber nicht: Hier haben die Mitglieder des Berg- und Hüttenarbeitervereins von Landsweiler ihrer eigenen Patronin, der Heiligen Barbara, einen Grubenstollen gebaut. Auch das alte Bergmannskreuz, datiert auf 1889 steht hier – und eine Lore, „e Gruuwewäänsche“. Es weckt viele wehmütige Erinnerungen an die Zeit, als Landsweiler vom Bergbau lebte, wuchs – und die Gottesdienste in der Kirche gut besucht waren.
Auf der Seite „Momente“ stellt die Saarbrücker Zeitung im Wechsel Kirchen im Saarland und Lebenswege Verstorbener vor.
Auf einen Blick
Landsweiler gehört zur Pfarreiengemeinschaft Lebach. Leitender Pfarrer ist Franz-Rudolf Müller, Jeyaraj Santhanam und Michael Schäfer sind Kooperatoren, Organist Jürgen Fröhlich, Gemeindereferentin Marlene Schenk. Gottesdienste finden in St. Donatus sonntags um 9.45 Uhr statt. Am zweiten Mittwoch im Monat ist jeweils um 8.30 Uhr Wortgottesdienst der Frauen mit anschließendem Frühstück im Pfarrsaal. Beichte und Beichtgespräch sind nach Terminabsprache mit den Priestern möglich. Es gibt auch eine öffentliche katholische Bücherei. Ausleihe ist freitags von 16.30 bis 18.30 Uhr und sonntags nach der Messe. Telefonisch ist das Pfarrbüro unter (0 68 81) 23 23 zu erreichen. tb
Annmerkung: Die Lebacher Lokalredaktion der SZ hat uns freundlicherweise den Abdruck dieses sehr informativen Artikels von Traudl Brenner (SZ-Extra Momente, St. Donatus schützt seine Kirche vor Blitzschlag, von Traudl Brenner vom 14./15. Januar 2012, S. E1 West) erlaubt. Dafür herzlichen Dank! Ebenso danken wir unserem Vorsitzenden, Richard Wagner, für die wunderschönen Aufnahmen! LS